Biveroni's Reisegrüsse (einige Reisen, vor allem die ersten warten noch auf ihre Publikation)

Hoch über den Wolken mit einem Gläschen Wein (das letzte für die nächsten Wochen) gehen die Stunden schnell vorbei …

… und schon bald sind wir im Land hinter dem Indus – in Hindustan, denn die alten Perser nannten die Menschen, die hinter dem Indus lebten, 'H-indu'.

Noch am selben Abend macht der Kellner unseres Hotels sein Versprechen wahr, das er uns vor unserer letzten Abreise abgegeben hatte, nämlich, dass er uns zu sich nach Hause einladen wolle.

Es gab kein Entrinnen, und am nächsten Tag schon (zum Glück ein Sonntag wegen dem Verkehr)  werden wir in Raju's 8'000 Seelen 'Dorf', 90 km nördlich von Delhi, entführt – Sprung in eine andere Zivilisation!

Rührend herzlicher Empfang mit Blumenkränzen!

V.l.n.r. Schwägerin, Ehefrau, Regula, Sohn, Raju, Tochter, 'der mit dem zu grossen Bauch', und die hochverehrte Grossmutter (die alten Mütter werden in Ehren gehalten).

Undenkbar bei uns in der Schweiz, diese Wertschätzung und Freude an einem Besuch von wildfremden Menschen!

Während die Frauen das Mittagessen vorbereiten, führen uns die Männer und Kinder durch das Dorf.

Landwirtschaft ist der wichtigste Wirtschaftszweig Indiens. Das offenbart sich überall in den riesigen Ebenen, wo oft zwei Ernten eingefahren werden können; einmal Weizen für die Chapatis, und nach dem Monsun der Reis. Zur Zeit gibt es überall reichlich wunderbare Früchte, Papayas, Bananen, Orangen, Mandarinen, …, und eine Vielfalt an Gemüse.

Man beachte die malerischen sorgfältig aufgeschichteten Dung-'Pizzas', die zum Kochen verwendet werden.

Es hat sich anscheinend herumgesprochen, dass Besuch im Dorf ist, denn überall stehen die Bewohner Spalier.

Diese Ehre wir einem nicht alle Tage zuteil …

Gleich beim Dorftempel befindet sich das 'Casino', wo diese netten Herren Jon herzlich zum Kartenspiel einladen.

Wenn Jon wenigstens jassen könnte! Die Karten sind dieselben, aber die Spielregeln?

Zurück in Raju's Haus: Die Küche ist relativ neu mit einer Arbeitsfläche auf Tischhöhe nach westlichem Muster, doch gekocht wird auf dem Boden unter der Arbeitsfläche, und dort wird Regula geschult, Chapatis zu machen.

Die mit Liebe zubereitete Mahlzeit wird auf dem Ehebett serviert.

Als Gast darf auch Regula mit dem Gastgeber essen.

Normalerweise essen die Männer mit der Grossmutter, also der Mutter des Hausherrn, und mit den Kindern. Die Frauen servieren die Mahlzeit und essen nachher separat.

Das kommt so:

Ca. 9 von 10 Ehen werden von den Eltern arrangiert.

Nach der Hochzeit zieht die Frau zum Mann, oft in sein Elternhaus, und sorgt dort für die Schwiegereltern. Dies ist die hiesige AHV.

Köstlich das Essen, wie fast immer, vegetarisch.

Sauber mit den Fingern zu essen (was [auch] in Indien absolut normal ist) ist nicht so einfach! Wir üben fleissig, denn eigentlich schmeckt das Essen so besser als mit metallenem Besteck.


Das ist nur ein Teil der Sippe, die hier zusammen in ein paar Räumen, die um einen kleinen Hof gruppiert sind, wohnen. Die Sippe gehört der 'Vaisyas' Kaste an (der 3. höchsten von 4), die Bauern, Kaufleute, Kleingrundbesitzer, etc. umfassen. Das ganze Dorf gehört dieser Kaste an, denn auf dem Land vermischen sie sich (noch) nicht.

Kühe und vor allem Wasserbüffel sind wichtiger Bestandteil des ländlichen  Lebens. Sie liefern Milch für 'Mozzarella' :-) – Paneer heisst das hier, das man sehr oft in den herrlichen Curries findet.

Nach dem feinen Essen wird Regula verwöhnt und 'dekoriert'; sie kriegt ein funkelndes Collier und eine mit Henna verzierte Hand.

Und das alles so kurz nach unserem Abflug aus der Schweiz! Wir sind überwältigt von der Aufmerksamkeit, Warmherzigkeit und Fröhlichkeit dieser Menschen. Klar, auch sie haben ihre Regeln, nämlich dass man sich revanchiert. Darauf sind wir vorbereitet, und so folgt unsere Anerkennung in Form von Mitbringseln aus der Schweiz, so dass alle happy sind!

Zurück bleibt uns die schöne unvergessliche Erinnerung an einen Tag bei einer Indischen Familie.

Den Montag haben wir dazu reserviert, den eigentlichen Zweck unserer Reise zu erfüllen, nämlich eine Verlängerung der Aufenthaltsbewilligung für unseren Tom zu erwirken, denn ein Auto dürfte nicht länger als ein halbes Jahr in Indien bleiben.

Alle unsere Korrespondenz per E-Mail und DHL und auch Telefonate mit Indischen Behörden (Zoll, etc.) sind im Nirwana verhallt. So haben wir uns entschlossen, nach Indien zu reisen, obwohl die Grenze und die Pässe nach Tibet immer noch nicht offen sind seit dem Erdbeben vor einem Jahr, und wir diese Reise deshalb in den Herbst verschieben müssen.

Für diesen Montag haben uns also auf eine Tour durch die Ministerien vorbereitet, um keinen Versuch unterlassen zu haben. Sogar ein Anwalt eines Freundes von Gaudenz hat sich zur Verfügung gestellt, uns zu begleiten.

Doch wie fast erwartet, werden wir von einer Stelle zur anderen gereicht. Niemand ist zuständig, und die Erkenntnis reift immer mehr, dass wir ein Spezialfall sind, auf den die Indische Administration nicht vorbereitet ist. Wir haben das Möglichste versucht und so schalten wir um auf den Plan 'B'. Plan 'B' ist nach Kathmandu, Nepal, zu fahren, und uns dann an der Grenze zu arrangieren.

Vorerst möchten wir aber ein Reislein durch Rajastan unternehmen, von dem so viele Freunde begeistert sind, und das wir noch nie bereist haben. So überziehen wir den Aufenthalt von Tom in Indien um etwas mehr als einen Monat. Das sollte zu regeln sein.

Der Anwalt und seine Frau vor einem der Ministerien.

Nach all ihren erfolglosen Bemühungen laden sie uns erst noch in ein ganz feines Rajastani Restaurant ein!

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